Von Krimi bis Ratgeber, vom Reiseführer bis zum Bildband: Rund 80.000 neue Titel erscheinen jedes Jahr in Deutschland. Dass die Neuerscheinungen auch den Weg in den Buchladen und damit zum Leser finden, ist eine der zentralen Aufgaben der Verlage. „Doch das Jahr 2020 hat mit der Corona-Krise viele Verleger vor ungewöhnlich große Herausforderungen gestellt“, sagt Jens Korch, Chef der Edition Wannenbuch: erst die Absage der Leipziger Buchmesse, dann die wochenlange Schließung vieler Buchhandlungen, zudem wurden Lesungen und Veranstaltungen ersatzlos gestrichen. Und wie lange es noch Einschränkungen gibt, ist nicht abzusehen. Der Umsatz im Buchmarkt brach nach aktuellen Hochrechnungen während des Lockdowns um fast 50 Prozent ein – auf allen Absatzwegen.
Am Verlagssitz der Edition Wannenbuch in Chemnitz entstand deshalb die Idee für ein gemeinsames Projekt. Jens Korch: „Denn auch wenn die Verleger alle ganz unterschiedliche Themen bearbeiten und andere Ansätze bei der Vermarktung ihrer Titel verfolgen, so machen sie doch alle unterm Strich vor allem eines gemeinsam: schöne Bücher.“
Und diese sollen künftig verstärkt gemeinsam in den Fokus gerückt werden. Als erstes Projekt des Netzwerkes ist unter dem Titel „Schöne Bücher“ein Katalog im Pocket-Format erschienen. In diesem Magazin stellen sich die mehr als 50 beteiligten unabhängigen Verlage vor, präsentieren ihre Lesetipps für den Herbst und zeigen gleichzeitig die Macher hinter den Werken. Erhältlich ist „Schöne Bücher“ direkt über die Verlage, die das mehr als 100 Seiten starke Heft ihren Bestellungen gratis beilegen. Zudem kann es über die gemeinsame Website www.schoenebuecher.net kostenlos gelesen werden. Auf dem Online-Portal werden zudem Autoren, Illustratoren, Herausgeber und die Verleger selbst vorgestellt. Dazu gibt es Infos zu Buchterminen und es sind gemeinsame Aktionen der Verlage für Leser geplant.
Die am Netzwerk „Schöne Bücher“ beteiligten Verlage bieten einen bunten Genremix: Von Belletristik über Kinder- und Jugendlektüre, Krimi und Fantasy bis hin zu Architekturführern, Bildbänden, Pädagogik, queerer Literatur oder regionalen Sagen und Legenden reicht das Spektrum. Selbst Poetry Slam, Philosophie oder erotische Sachbücher sind vertreten.
Steffi Bieber-Geske, Verlag Biber & Butzemann: Wenn der Wind draußen rau weht, muss man zusammenrücken – das gilt auch auf die Buchbranche, und vor allem für unabhängige Verlage. Der Markt hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert, ständig wird alles noch schwieriger. Darum ist es sehr wichtig, sich unter Kollegen auszutauschen, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Wenn wir unsere Kräfte bündeln, können wir viel mehr erreichen – und dem Gegenwind trotzen.
Silke Boger, pinguletta Verlag: Kompetenzen, die sich ergänzen. Synergieeffekte optimal nutzen. Dies gelingt perfekt, wenn sich unabhängige Verlage zusammen finden.
Tristan Rosenkranz, Edition Outbird: Weil gute Bücher und Herzblut Engagement nur sichtbar werden, wenn man sich in Netzwerke und Kooperationen einbringt. Weil Netzwerkarbeit die Wege zur Leserschaft verkürzen und den Ideenaustausch befruchten. Und weil man dadurch den Handel schneller auf sich aufmerksam machen kann.
Monika Fuchs, Verlag Monika Fuchs: Das größte Problem für mich als Kleinverleger ist es nicht, schöne Bücher zu machen. Sondern dafür auch die nötige Öffentlichkeit und Reichweite zu bekommen. Das scheitert in der Regel an Geld, Zeit und Arbeitskraft. Durch die Verknüpfung mit anderen, denen es genauso geht, bleibe ich nicht Einzelkämpferin. Jede*r gibt ein wenig Geld, Zeit und Arbeitskraft in den großen Topf und siehe da – die Summe macht’s! On top gibt es noch eine gehörige Portion Motivation. Getreu dem Motto: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Das Netzwerk "Schöne Bücher im Internet: www.schoenebuecher.net
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